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Endlich professionelle Familien durch MS Teams

Key Visual Feuill-IT-ong

Welche riesigen Vorteile Microsoft Teams für die Arbeitswelt bringt, wissen wir bereits. Die Kollaborationsplattform hat aber auch das Potenzial, das Familienleben zu revolutionieren. Wie? Die folgende Kolumne dürfte dem einen oder anderen die Augen öffnen.


von Strigalt von Entf*

Strigalt von Entf

Sie ist das Rückgrat unserer Gesellschaft, der Ort, wo das Leben stattfindet: die Familie. Wir müssen der ernüchternden Wahrheit allerdings in ihre abstossende Fratze blicken: Trotz ihrer nicht in Worte zu fassenden Bedeutung funktionieren Familien seit Anbeginn der Tage bis dato ziemlich dilettantisch, unorganisiert, ja nahezu amateurhaft. Die ganze kollektive Erinnerung der Menschheit ist voll von Beispielen, denke man nur an Ödipus, Hamlet oder die Kelly Family. Selbst die griechischen Götter, übermenschliche Wesen, die in der Lage waren, Welten zu erschaffen, gaben auf dem Gebiet des Familienlebens doch eher eine traurige Figur ab.

Endlich, liebe Leserinnen, liebe Leser, endlich taucht ein Schimmer der Hoffnung den trüben Horizont in ein silbriges Licht: Microsoft erweitert seine Kollaborationsplattform „Teams“ nun auch für Privatpersonen. Nach der Vorrede ahnen Sie sicher die Tragweite dieses epochalen Meilensteins für die Kennedys oder Windsors, die Corleones oder Familie Hempels Sofa. Spülpläne, die sonst am Kühlschrank hinter Kinderkritzeleien verschwinden, Meilensteinpläne für die nächste Urlaubsplanung, alles ist trefflich organisiert. Die Produktivität von Familien wird, hat die neue Technologie endlich flächendeckend Einzug gehalten, schwindelerregende Höhen erreichen.

Endlich kann die gesamte Familie, verstreut von Kleinbückelsheim bis Kathmandu im geteilten Tabellentool die Übersicht behalten, wie sich die Schulnoten von Erwin Junior entwickeln. Claras Hausarbeit im Studium kann von Grossonkel und Stiefcousine live supervidiert und optimiert werden. Vorbei ist auch die Zeit, in der WhatsApp-Gruppen von den einen frequentiert, von den anderen ignoriert werden. Channels erlauben hier eine elegante Vorsortierung: Wichtige Nachrichten hier, motivierende Kalendersprüche vor herabgleitenden Zentralgestirnen dort, gegenseitige Schuldzuweisungen da, und auch Opa mit seinem submodernen Weltbild bekommt seinen eigenen Kanal mit allen, die ihm heimlich zustimmen. Krisengespräche zwischen Mama und Papa können als Grundlage für die nächste Therapiesitzung direkt aufgezeichnet werden.

Endlich kann die gesamte Familie, verstreut von Kleinbückelsheim bis Kathmandu im geteilten Tabellentool die Übersicht behalten, wie sich die Schulnoten von Erwin Junior entwickeln.

All das ist jedoch nicht mehr als ein kleines Amuse-Gueule für das Hauptgericht, das All-you-can-eat-Buffet der Optimierungspotentiale: die Familienfeier. Die Ersparnis Tausender Kilometer Anreise in einer sozial mobilen Welt braucht dabei keinen eigenen Fürsprecher mehr. Tante Trude aus Wyoming kann ohne Interkontinentalflug und stundenlange Ausführungen darüber, dass der Jetlag diesmal gar nicht so schlimm ist, schon zum Aperitif anwesend sein. Auch das Fest selbst wird von strapaziösen Störfaktoren befreit. Nie wieder Streit um vegetarisch, vegan, halal, oder weil die Trauzeugin nicht einsehen will, dass zum vollmundigen Pinot Noir der elegante Tête de Moine selbstverständlich viel besser passt als der schwere Le Gruyère. Zu Hause vor dem Bildschirm kann meinetwegen jede*r kulinarische Sünden nach eigenem Gusto begehen. Rührendste Hochzeitspredigten oder die festliche Rede des Brautvaters, herzergreifende Klimax der Glückseligkeit, profan entzaubert durch das hochfrequente Schreien des frisch geborenen jüngsten Familienmitgliedes – die Abhilfe ist da! Mit Teams schaltet man das quengelnde Glücksbündel so flugs stumm, als wäre es der UN-Sicherheitsrat bei Menschenrechtsverletzungen in einem Staat mit guten Handelsbeziehungen.

All das ist jedoch nicht mehr als ein kleines Amuse-Gueule für das Hauptgericht, das All-you-can-eat-Buffet der Optimierungspotentiale: die Familienfeier.

Trotz der wunderbaren Aussichten ist noch nicht alles Gold, was glänzt. Wegen Corona sind die meisten Funktionen aktuell kostenfrei, was nahezu einlädt, sich leichtfertig der digitalen Möglichkeiten zu bemächtigen, ohne sich ihrer wahren Vorteile zu bedienen. Es bleibt zu hoffen, dass ein kleiner zu entrichtender Obolus baldigst dafür sorgen wird, die Professionalisierung ernst zu nehmen, denn was nichts kostet, ist oft leider auch nichts wert. Ein kleiner Wermutstropfen: Auch verspielter Zierrat, wie die Möglichkeit, sich bei Konferenzen in verschiedene Hintergründe hineinzuschneiden findet sich in dem Tool. Das jedoch trübt nicht das Gesamtbild: Für Familien beginnt eine neue Ära! Raus aus dem Hades der Stümperei, hinein in den Olymp der Produktivität!

Verehrt – Ihr Strigalt von Entf

Zum Format

*Unser Format "Feuill-IT-ong" entsteht in Zusammenarbeit mit den freien Autoren Tobias Lauterbach und Daniel Al-Kabbani, die mitunter für die Satire-Plattform "Der Postillon" engagiert sind. Sie berichten unter dem Pseudonym Strigalt von Entf über aktuelle Geschehnisse aus der Welt der Technologie - natürlich immer mit einem Augenzwinkern! ;-)

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